Wirkungsmonitoring des FTI-Schwerpunkts Mobilitätswende

Im FTI-Schwerpunkt Mobilitätswende setzt das BMK forschungs- und innovationspolitische Maßnahmen, um bis 2040 ein nachhaltiges, klimaneutrales und inklusives Mobilitätssystem zu etablieren. Um die begrenzten Mittel gezielt für die wirksamsten Innovationen einsetzen zu können, ist es notwendig, die Wirkungen der gesetzten Maßnahmen sowie der Innovationen selbst laufend zu erfassen und transparent zu kommunizieren. Das dafür verwendete Modell wird hier erläutert.

Das Wirkungsmonitoring folgt dem Leitbild einer transformativen Innovationspolitik, wie sie u.a. von der EU in den fünf „Missionen" des Forschungsförderungsprogramms Horizon Europe verfolgt und auch von der OECD vertreten wird. Dabei soll Innovationspolitik – in Ergänzung zu Bottom-Up Forschungsförderungen und thematischen Programmen – eine Richtung vorgeben und auch ein konkretes Ziel verfolgen. Nur so können Lösungen für konkrete, gesellschaftliche Herausforderungen entstehen. Eine wichtige Rolle spielen gemeinsame Lernprozesse aller beteiligten Akteur:innen.

In der transformativen Innovationspolitik wird auf die Förderung ausgewählter Schlüsselinnovationen fokussiert, die ein bestimmtes Problem im Mobilitätssystem adressieren und eine konkrete Zielgruppe und einen konkreten räumlichen Kontext aufweisen müssen. Das BMK begleitet diese Schlüsselinnovationen über einen längeren Zeitraum mit gezielten Maßnahmen im FTI-Bereich und darüber hinaus, bis sie im Mobilitätssystem wirksam werden. Das BMK unterstützt auch das Bilden einer Community mit Akteuren aus Forschung und Umsetzung, die gemeinsam an der Innovation arbeitet.

Ziele des Wirkungsmonitorings

Das BMK möchte erreichen, dass seine FTI-Maßnahmen besser wirken
• Innovationen mit den größten bzw. relevantesten Wirkungsbeiträgen müssen identifiziert werden können.
• Diese Innovationen müssen entsprechend ihres aktuellen Status (u.a. Reifegrad) zielgerichtet gefördert werden.
• Es muss möglich sein, die Wirksamkeit der FTI-Maßnahmen (u.a. um das Instrumentenportfolio weiterzuentwickeln) laufend zu verbessern.

...und, dass sich immer mehr Menschen an der Umsetzung der FTI-Agenda beteiligen.
• Es muss gelingen, dass sich möglichst jede interessierte Person schnell in der Innovations-landschaft orientieren kann.
• Richtungsentscheidungen müssen transparent kommuniziert werden. Nur so können alle an einem Strang ziehen.
• Durch einen kontinuierlichen Austausch mit Stakeholder:innen können mehr Perspektiven eingebracht werden.

Das Drei-Phasen-Modell für die Entwicklung von Innovationen

Dem Wirkungsmonitoring liegt ein allgemeines Modell zugrunde, das die Entwicklung von Innovationen beschreiben kann. Nach diesem Modell durchläuft jede Lösung, egal ob sie aus dem technischen, organisatorischen oder sozialen Bereich kommt, auf dem Weg in die Umsetzung drei Phasen. In jeder Phase werden bestimmte Ergebnisse erzielt, auf denen dann die nächsten Schritte aufbauen. Dieses Verständnis dient sowohl den Fördernehmenden als auch den Fördergebenden als Orientierung.

Phase 1 - "Vom Problem zum Lösungsansatz":

Ausgehend von einem konkreten Problem des aktuellen Mobilitätssystems wird ein Lösungsansatz entwickelt. Die dafür notwendigen Kompetenzen werden aufgebaut.

Ergebnisse

  • Es ist klar, welche Herausforderungen bewältigt werden müssen, bevor eine Innovation verbreitet werden kann.
  • Positive und negative Wirkungen auf ein nachhaltiges, klimaneutrales und inklusives Mobilitätssystem werden verstanden.
  • Der Lösungsansatz wurde kontrollierten Umgebungen ausreichend getestet.
  • Es gibt Netzwerke und Gemeinschaften, die an der Entwicklung des Lösungsansatzes arbeiten.
  • Gemeinsame Visionen und Narrative in Bezug auf den Einsatz der Lösung liegen vor

Was dafür getan werden muss

  • Wissensaufbau: Welches Problem kann gelöst werden und Anwendungskontexte sind dafür ideal?
  • Vielfalt von Lösungsansätzen zulassen und Experimente fördern
  • Neue Akteur:innen oder „Außenseiter" in den Diskurs holen
  • Erwartungsmanagement aktiv betreiben

Phase 2 - "Vom Lösungsansatz zur Nischenlösung":

Dann kommt der Lösungsansatz mit neuen Akteur:innen in Berührung und etabliert sich in Nischen des Mobilitätssystems.

Ergebnisse

  • Praxiserfahrungen von künftigen Anwender:innen sind in die Entwicklung des Lösungsansatzes eingeflossen.
  • Institutionen (z. B. Interessenvertretungen, Netzwerke, Plattformen) setzen sich für die Verbreitung und Skalierung des Lösungsansatzes ein.
  • Evidenzen für Entscheidungstragende über Wirkungen des Lösungsansatzes sind vorhanden.
  • Es ist bekannt, ob und wie gesetzliche Rahmenbedingungen geändert werden müssen, um den Lösungsansatz umzusetzen.
  • Neue Anwendungsgebiete oder Nutzer:innengruppen werden erschlossen.

Was dafür getan werden muss

  • Anwender:innen involvieren und Mitgestaltung ermöglichen
  • Medienarbeit und Kommunikation (breitere Öffentlichkeit) betreiben
  • Institutionalisierung unterstützen
  • Diskurs zu regulativen Rahmenbedingungen anstoßen
  • Neue Anwendungskontexte (geografisch oder inhaltlich) erschließen

Phase 3 - "Von der Nischenlösung zur gesellschaftlichen Praxis":

Schließlich kommt die Lösung aus der Nische in die großflächige Umsetzung und wird zur gesellschaftlichen Praxis.

Ergebnisse

  • Die nötige soziale und kulturelle Akzeptanz des Lösungsansatzes ist gegeben.
  • Konzepte für nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten liegen vor.
  • Infrastrukturen für die Realisierung der Lösung werden hergestellt.
  • Etablierte Akteur:innen (z.B. Mobilitätsanbieter, große Industriebetriebe etc.) greifen die Lösung auf.
Was dafür getan werden muss
  • Vielversprechende Innovator:innen gezielt fördern
  • Infrastrukturelles und organisatorisches Umfeld gestalten
  • Wirtschaftlichkeit fördern
  • Austausch zwischen Innovator:innen und Gestalter:innen von Rahmenbedingungen stärken


Mit der systematischen Begleitung von Innovationen durch die drei Phasen wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Weg in die Umsetzung gelingt und sie im Sinne der Ziele des Mobilitätsmasterplans 2030 im Mobilitätssystem wirksam wird. Von den Projekten, die sich mit einer Schlüsselinnovation beschäftigen, werden Einschätzungen eingeholt, welche Ergebnisse bereits erreicht wurden und welche Lücken es noch zu schließen gilt. So kann das BMK weitere FTI-Maßnahmen zielgerichtet in den noch offenen Handlungsfeldern setzen.

Das Wirkungsmonitoring wurde von der AustriaTech gemeinsam mit dem BMK, dem Umweltbundesamt, der FFG und der KMU Forschung Austria entwickelt.