Kürzlich gestartete europäische Forschungs- und Innovationsprojekte zu Gütermobilität
Das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 und dessen Nachfolgeprogramm Horizon Europe ist dabei das zentrale Instrument zur Finanzierung und Realisierung eines Europäischen Forschungsraumen (ERA) und zur internationalen Vernetzung von Akteuren in Forschung, Technologie und Innovation auf europäischer Ebene.
Innerhalb des Programms, nehmen Schwerpunkte zur Unterstützung von Forschung und Entwicklung (F&E) im Transportsektor eine zentrale Stellung ein (vgl. Transport Research and Innovation in Horizon 2020, European Commission 2013). In diesem Kontext werden einerseits spezifische Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte für verschiedene Verkehrsmodi (Eisenbahn, Straßenverkehr, Schiffsverkehr, Luftverkehr, etc.) aufgesetzt, andererseits wird ein holistischer Ansatz verfolgt, in dem Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Transporttechnologien im Zentrum des Interesses stehen.
Im Forschungs- und Innovationsschwerpunkt zum Thema „Intelligenter, umweltfreundlicher und integrierter Verkehr" ist die bisherige österreichische Erfolgsbilanz eindrucksvoll. Einreichungen mit österreichischer Beteiligung zeigen hier eine sehr hohe Erfolgsquote und zudem verzeichnet Österreich hier die relativ stärkste Quote an Beteiligungen und Koordinatoren, mit einem überdurchschnittlich hohen Unternehmensanteil.
Horizon 2020 ist aber nicht nur aus finanzieller Sicht ein zentrales Element für die österreichische FTI-Politik, sondern auch im Hinblick auf die Etablierung österreichischer Akteure als zentrale Knoten in internationalen Forschungsnetzwerken im Transportsektor.
Trotz der erschwerten Bedingungen durch die Covid-19 Lage haben es folgende vier internationale Projekte mit österreichischer Beteiligung geschafft zu starten.
ULaaDS – Urban Logistics as an on-Demand Service
Problemstellung
Der rasant wachsende Online-Handel und der damit einhergehend steigende On-Demand-Zustellverkehr führen vor allem im urbanen Raum zu wachsenden Herausforderungen und Problemen im Verkehrsbereich. Die stetige Zunahme des Online-Handels, nun auch maßgeblich vorangetrieben durch COVID 19, macht es notwendig, die Möglichkeiten der nachhaltigen Logistik in einer Stadt neu zu betrachten und innovative Lösungen zum Einsatz zu bringen.
Was ist das Ziel des Projektes?
Was sieht das Projekt für Lösungsansätze vor?
- Containerisierter Zustellung auf der letzten Meile (per Cargo Bike)
- Sharing Economy-Logistik-Plattform
- Stadtweite Plattform für integriertes Logistk-Management
- Die Ergänzung von logistischen Nutzungsmöglichkeiten bei MobiHubs
- Cargohitching im Personentransport
Welche Schwerpunkte wurden gesetzt?
Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf den Einsatz von Lastenradern gesetzt, da diesen ein besonders großes Potenzial zur Abwicklung von urbanen Logistikaufgaben zugesprochen wird. Aber auch den Themen Paketboxen und Plattformen wird ein großes Augenmerk geschenkt.
Welche österreichischen Partner sind daran beteiligt?
Interdisziplinäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ)
Was ist die Rolle der österreichischen Partner?
Das IFZ ist Arbeitspaketleiter des Arbeitspaketes „360° Observatorium zum Bedarf an On-Demand Mobilität und zukünftigen Szenarien". In diesem Arbeitspaket ist das IFZ zusätzlich verantwortlich für die Umsetzung von kooperativen Multi-Stakeholderprozessen in den Projektstädten, mit dem Ziel die Bedürfnisse und Anforderungen der von den Projekten betroffenen Stakeholdern zu erfassen und in weiterer Folge die umzusetzenden Lösungen entsprechend daran anzupassen.
Inwieweit werden die Ergebnisse des Projekts zu Erreichung der Klimaneutralität in der Mobilität 2040 beitragen?
Im Zuge des Projektes werden in den Leuchthausstädten Lösungen zur Transformation von Logistikprozessen hin zur Klimaneutralität unter realen Bedingungen erprobt. Im Zuge dessen soll aufgezeigt werden, wie eine nachhaltige urbane Logistik aufgebaut werden kann.
Mit der Toolbox und der Hilfestellungen zur Erstellung von SULP und SUMP-Plänen, die im Zuge des Projektes entstehen, werden weitere interessierte Entscheidungsträgerinnen und -Entscheidungsträger bei ihren Zielen zur Erreichung der Nachhaltigkeit unterstützt.
Weiterführende Links:
Das Video wird über Youtube bereitgestellt, dabei wird eine Verbindung zu den Servern von Youtube hergestellt (sh. Datenschutzerklärung).
LONGRUN - LONG distance poweRtrain for heavy dUty trucks aNd coaches
Das Projekt „LONGRUN", LONG distance poweRtrain for heavy dUty trucks aNd coaches, startete im Jänner 2020 mit 30 Partnern aus 13 verschiedenen EU Ländern. Der Fokus liegt auf der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs im Straßengüterverkehr, als einer der größten Verursacher der globalen Erwärmer, und versucht so den Übergang hin zu alternativen und erneuerbaren Kraftstoffen zu beschleunigen.
Problemstellung
Konventionelle und alternative Antriebe mit höchstem Wirkungsgrad und minimierten Emissionsniveaus sind für eine umweltverträgliche Mobilität und insbesondere für eine Klimaneutralität in naher Zukunft erforderlich. Neben der Elektrifizierung der Antriebe ist auch die Nutzung von erneuerbaren Kraftstoffen ein wesentlicher Schlüssel zum CO2-freien Betrieb schwerer Nutzfahrzeuge.
Ziele und Lösungsansätze des Projektes
Forschung und Industrie entwickeln gemeinsam zukunftsfähige Antriebskonzepte für schwere Nutzfahrzeuge. Optimierte Verbrennungsmotoren mit mindestens 50% Wirkungsgrad und der Möglichkeit 100% erneuerbare Kraftstoffe zu nutzen sind ein zentrales Ziel. Dabei werden sowohl Diesel- als auch Gasmotorkonzepte entwickelt. Für alle Konzepte werden Abgasnachbehandlungssysteme optimiert, die nahezu schadstofffreies Abgas ermöglichen. Basierend auf den umweltfreundlichen Motoren werden Antriebskonzepte mit verschiedenen Elektrifizierungsstufen mit E-Achsen und Voll-Hybridisierung entwickelt. Ergänzt werden die Forschungsaktivitäten mit der Integration Entwicklung von Fahr- und Fahrerassistenzsystemen für emissionsarmen Kfz-Betrieb.
Alle diese F&E Aktivitäten sollen in Demonstrator-Fahrzeuge münden, bei denen die beteiligten Hersteller LKW und Busse mit diesen umweltschonenden Antrieben ausstatten und die real erreichten Emissionsniveaus letztlich unabhängig im realen Betrieb geprüft werden. Die Abbildung zeigt die Verknüpfung von Herstellern und Technologien für diese geplanten Demo-Nutzfahrzeuge. Für alle diese innovativen Antriebe und Kraftstoffe werden in dem Projekt auch robuste Optionen zur CO2-Typprüfung ausgearbeitet, mit denen sichergestellt werden muss, dass diese Antriebe für Hersteller und Kunden attraktiv sind und das reale Emissionsverhalten auch verlässlich erfasst wird.
Welche Schwerpunkte wurden gesetzt?
Die Schwerpunkte liegen in der Entwicklung von extrem sauberen Antrieben für schwere Nutzfahrzeuge. Dafür werden erneuerbare Kraftstoffe, innovative Brennverfahren und Abgasnachbehandlungssysteme mit erweiterter Elektrifizierung im Antriebstrang kombiniert entwickelt um auch Synergien der einzelnen Komponenten bestmöglich zu nutzen. Alle Ergebnisse werden in Demo-Fahrzeugen umgesetzt und im realen Betrieb verifiziert.
Welche österreichischen Partner sind daran beteiligt?
- TU Graz, Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik (IVT)
- AVL List GmbH
Was ist die Rolle der österreichischen Partner?
TU Graz, IVT bearbeitet federführend die Integration der alternativen Antriebsysteme in die CO2-Typisierungsmethode für schwere Nutzfahrzeuge und in das VECTO Simulationstool.
AVL List GmbH bearbeitet die Entwicklung und Auslegung von Brennverfahren und Abgasnachbehandlungssystemen für mehrere Demo-Konzepte.
Inwieweit werden die Ergebnisse des Projekts zu Erreichung der Klimaneutralität in der Mobilität 2040 beitragen?
Die neu entwickelten Antriebskonzepte für hybridisierte Diesel- und Gasmotoren die mit 100% erneuerbaren Kraftstoffen betrieben werden können, werden die Benchmark für die Nutzfahrzeugantriebe der nächsten Dekade darstellen und einen wesentlichen Fortschritt in Richtung CO2-neutraler LKW und Busse bewirken.
Weiterführende Links:
https://h2020-longrun.eu/
https://cordis.europa.eu/project/id/874972/de
Das Video wird über Youtube bereitgestellt, dabei wird eine Verbindung zu den Servern von Youtube hergestellt (sh. Datenschutzerklärung).
IW-NET - Innovation Driven Collaborative European Inland Waterways Transport Network
Das im Mai 2020 gestarteten Projekt "IW-NET" (Innovation Driven Collaborative European Inland Waterways Transport Network) sieht die stärkere Nutzung der Binnenschifffahrt als einen wichtigen Baustein, um die hoch gesteckten Ziele der europäischen Kommission zur Reduktion von transportbedingten Treibhausgasemissionen zu erreichen. IW-NET leistet einen wesentlichen Beitrag durch die Verlagerung aufs Binnenschiff, die Reduktion der Treibhausgase um 90% bis 2050 zu erreichen.
Problemstellung
- Geringere öffentliche Wahrnehmung im Vergleich zur Bahn und Straße
- Fehlende Transparenz und Koordination mit anderen Verkehrsträgern
- Infrastrukturseitige Engpässe, beispielsweise Schleusen sowie Streckenabschnitte mit Begegnungsverboten
- Folgen des Klimawandels und damit verbundenen Häufung an Wetterextremen (Hoch- und Niedrigwasser)
- Hohes Durchschnittsalter der Binnenschiffe und Leichter, beispielsweise sind 72% der Schubschiffe der Donauflotte 40 Jahre und älter (Stand 31.12.2017)
- Ungenutztes Potenzial im Bereich der urbanen Logistik
- steigende Anforderungen an Besatzung bei zunehmendem Fachkräftemangel (vgl. IW-NET, ISL - Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik s.a.)
Was ist das Ziel des Projektes?
Digitalisierung: Eine proaktive und vorausschauende Transportplanung in der Transportlogistik – unabhängig von den eingesetzten Verkehrsträgern – ist unerlässlich. Für die Integration von Binnenwasserstraßen ist es jedoch notwendig, zusätzliche Rahmenbedingungen und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Besonderes Augenmerk wird daher auf die Planung des Binnenschifffahrtsbetriebs in städtischen Gebieten sowie auf den Fernverkehr gelegt – einerseits mit bedarfsprognostischer Streckenführung (z. B. im städtischen Gebiet) und andererseits mit datengetriebener Optimierung hinsichtlich der Befahrbarkeit bei unsicheren Wasserverhältnissen (z. B. bei Hochwasser).
Nachhaltige Infrastruktur und intelligentes Verkehrsmanagement: Entlang der europäischen Binnenwasserstraßen lassen sich punktuell infrastrukturelle Engstellen auch ‚Bottleneck' genannt identifizieren. Diese ‚Bottlenecks' erschweren eine weitere Effizienzsteigerung des Verkehrsträgers. Daher soll das Schleusenmanagement optimiert und digitalisiert werden. Ziel ist es, die Sicherheit und die Zuverlässigkeit im Gütertransport zu steigern und somit die Ankunftszeit der Binnenschiffe weiter zu verbessern und dem Kunden mehr Planungssicherheit zu geben. Auch wird auf dieser Grundlage die Liegeplatzplanung weiter optimiert.
Innovative Binnenschiffe: Die Rahmenbedingungen der europäischen Binnenschifffahrt haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Besonders die Märkte haben sich stark verändert (z.B. Rückgang von Schüttgut, Anstieg Containerfracht) aber auch Wasserstände gilt es zu berücksichtigen . Das Projekt hat zum Ziel Binnenschiffe und Leichter zu entwickeln, die auch unter den geänderten Bedingungen ganzjährig und effizient (vollbeladen) – auch für Containertransporte - einsetzbar sind und somit die Attraktivität und Planungssicherheit des Verkehrsträgers Binnenschiff steigern. Dazu gehört auch die Integration des Navigationssystems GALILEO als Teil des Projekts.
Welche österreichischen Partner sind daran beteiligt?
In Österreich nehmen die FH OÖ F&E GmbH, die Austrian Institute of Technology GmbH (AIT), die Skillz GmbH, die Nothegger GmbH, die TTS-Group GmbH sowie das Ingenieurbüro Anzböck am Projekt teil.
Was ist die Rolle der österreichischen Partner?
Die österreichischen Partner arbeiten gemeinsam im ‚Danube Living Lab' daran, neue Leichter (= unmotorisierte Ladeeinheit eines Schiffes) für unterschiedliche Marktszenarien zu entwickeln. Im ‚Danube Living Lab' wird ein neues umweltfreundliches Schiffsdesign entwickelt, mit dem Waren effizient auch bei unterschiedlichem Wasserstand transportiert werden können. Außerdem zielt das ‚Danube Living Lab' darauf ab, bereits im Projekt Transportströme in Form von Containern von der Straße auf die Wasserstraße zu verlagern. Zusätzlich wird ein Tool entwickelt, dass die Pegelstände und die Entwicklung im Zeitverlauf untersucht.
Inwieweit werden die Ergebnisse des Projekts zu Erreichung der Klimaneutralität in der Mobilität 2040 beitragen?
Das IW-NET Projekt hat zum Ziel einen multimodalen Optimierungsprozess im gesamten EU-Verkehrssystem zu bewirken und den Anteil der Binnenschifffahrt im Transportsektor europaweit zu stärken. Die Neuen Schiffs- und Leichter- Designers sowie das intelligente Verkehrsmanagement sollen dazu beitragen die Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstraße zu steigern. Dadurch wird ein wichtiger Beitrag zur Erreichung des europäischen Green Deals geleistet.
Weiterführende Links:
https://cordis.europa.eu/project/id/861377
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200625_OTS0031/eu-projekt-iw-net-foerdert-innovation-in-der-binnenschifffahrt
https://www.ait.ac.at/themen/transportshyoptimierung-logistik/projects/iw-net
AWARD - All Weather Autonomous Real logistics operations and Demonstrations
Problemstellung
Ziele und Lösungsansätze des Projektes
Welche Schwerpunkte wurden gesetzt?
Welche österreichischen Partner sind daran beteiligt?
Was ist die Rolle der österreichischen Partner?
Inwieweit werden die Ergebnisse des Projekts zu Erreichung der Klimaneutralität in der Mobilität 2040 beitragen?
Weiterführende Links:
https://cordis.europa.eu/project/id/101006817
https://award-h2020.eu/
Datum Veröffentlichung: 08.04.2021 (aktualisiert am 20.07.2021)