Die österreichischen Mobilitätslabore: Mobilitätswende? Gehen wir sie an!

In den österreichischen Mobilitätslaboren werden zentrale Mobilitätsinnovationen in die Praxis gebracht. So unterstützen sie Forschung und Entwicklung und lassen Menschen die Mobilität der Zukunft aktiv mitgestalten.

Was ist ein Mobilitätslabor?

Die österreichischen Mobilitätslabore greifen Ideen und Methoden auf, die im wissenschaftlichen Diskurs unter den Begriffen „Living Lab" oder „Reallabor" behandelt werden. Beiden Begriffen liegt die Einsicht zugrunde, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche vielversprechende Lösungsansätze – nicht nur im Bereich der Mobilität – entwickelt wurden, diese allerdings meist in Schubladen verschwanden und so nie mit den Menschen und ihren tatsächlichen Bedürfnissen in Berührung gekommen sind. Uwe Schneidewind, ein Nachhaltigkeitsforscher, der den Begriff des Reallabors mitgeprägt hat, formuliert das so:

Ein Reallabor bezeichnet einen gesellschaftlichen Kontext, in dem Forscher:innen Interventionen im Sinne von >>Realexperimenten<< durchführen, um über soziale Dynamiken und Prozesse zu lernen. Die Idee des Reallabors überträgt den naturwissenschaftlichen Labor-Begriff in die Analyse gesellschaftlicher und politischer Prozesse.

Schneidewind, Uwe. 2014. Urbane Reallabore – ein Blick in die aktuelle Forschungswerkstatt. pnd online III. Seite 3. ISSN 1868 – 5196.

Dementsprechend unterstützen die österreichischen Mobilitätslabore die Forschung und Entwicklung dabei, ihre Potenziale in einer realen Umgebung möglichst gut zu entfalten. Wie schaffen sie das? Indem Wissenschaft und Praxis zum Beispiel manchmal schon bei der Ideenfindung auf Augenhöhe zusammenarbeiten, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen dazu beitragen, dass Innovationen gemeinsam verbessert werden und schließlich auch prüfen, ob ein neues Angebot den Praxistest in diversen Alltagen bestehen kann. Im Kern geht es immer darum, attraktive Ideen und Angebote zu entwickeln, damit eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit in der Mobilität Realität werden kann.

Was können Mobilitätslabore?

Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen – von der:m Technologieentwickler:in über den:die Stadtplaner:in bis hin zum:r Bewohner:in einer Stadt – an einen Tisch zu bringen passiert nicht ohne weiteres Zutun. Es braucht Zeit und Ressourcen bis eine gemeinsame Gesprächsbasis gefunden wird und zielgerichtet, gemeinsam probiert und gearbeitet werden kann. Die zentralen Merkmale der österreichischen Mobilitätslabore sind:

  • Sie spannen einen kooperativen Rahmen, der den Austausch von unterschiedlichen Akteur:innen erst ermöglicht.
  • Sie bieten die notwendige Forschungsinfrastruktur, um die Mobilität der Zukunft zu entwickeln.
  • Sie sind Testumgebungen, in denen unter realen Bedingungen geprüft und optimiert werden kann.
  • Sie führen Innovationen in die Praxis, weil sie im engen Austausch mit zukünftigen Nutzer:innen, Bedarfs- und Entscheidungsträger:innen stehen.

Warum braucht es Mobilitätslabore in Österreich?

Das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) unterstützt Mobilitätslabore, um die Wirksamkeit und Akzeptanz von Forschungs- und Innovationsvorhaben zu erhöhen.

Dafür wurde bereits 2014 der Grundstein gelegt, aus dem schließlich sechs Mobilitätslabore hervorgegangen sind. Die Herausforderungen in der Mobilität erfordern eine Veränderung unseres Mobilitätsverhaltens, um mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu ermöglichen. Es ist eine Bereicherung für die Forschung und eine Notwendigkeit für eine erfolgreiche Umsetzung, dass Lösungen nicht nur von Forscher:innen allein erdacht werden, sondern dass viele verschiedene Perspektiven in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung miteinfließen. Mobilitätslabore sind Plattformen, wo dies auf Augenhöhe geschehen kann.

Die vielfältigen Angebote der österreichischen Mobilitätslabore

Aktuell gibt es zwei standortungebundene Mobilitätslabore, das Centre for Mobility Change sowie das Policy Lab und vier "Urbane Mobilitätslabore" (UML), die in drei Regionen – Wien, Salzburg und im Zentralraum Oberösterreich – zuhause sind und vor Ort Expertise bezüglich zentraler Mobilitätsthemen und lokaler bzw. regionaler Herausforderungen schaffen. Wie Labore in den Naturwissenschaften, leben sie von der Kreativität und Inspiration, die entstehen, wenn viele Menschen zusammen an einem Ziel arbeiten.

Das aspern.mobil LAB ist in der Seestadt Wiens angesiedelt und erarbeitet dort zusammen mit den Bewohner:innen eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas nachhaltige Mobilitätslösungen. Der thinkport VIENNA ist ein Teil des Hafen Wien und somit nahe an den brennenden Fragen, die sich im Bereich der Logistik stellen. Das Mobi.Lab OÖ arbeitet im Zentralraum Oberösterreich (Linz-Steyr-Wels) und behandelt dort mehrheitlich wirtschaftsinduzierte Verkehrsprobleme. Die besondere Topographie sowie Lage Salzburgs an der Grenze zu Deutschland führt zu Herausforderungen im Verkehr, denen sich das Mobilitätslabor zukunftswege.at stellt.

Seit 2018 ist auch das Centre for Mobility Change ein Teil der österreichischen Mobilitätslaborinitiative. Dieses Mobilitätslabor hat seinen Fokus auf der nachhaltigen Veränderung des Mobilitätsverhaltens im digitalen Zeitalter. Es agiert standortungebunden und richtet sich damit an Städte und Gemeinden in ganz Österreich, insbesondere im ländlichen Raum und in alpinen Regionen mit einem Themenschwerpunkt in der Tourismusmobilität.

Das Policy Lab arbeitet seit seiner Gründung im Jahr 2022 österreichweit mit Politik und Verwaltung an Themenstellungen aus dem Mobilitäts- und Innovationsbereich, denen österreichische Städte und Bundesländer gegenüberstehen. Ziel ist es, verbesserte Rahmenbedingungen, innovative Lösungs- und Governance-Ansätze zu entwickeln, um mobilitätspolitischen Vorhaben zur Umsetzung zu verhelfen und so zur Erreichung der Klimaziele beizutragen.

Entstehung der Mobilitätslaborinitiative

Mit der Mobilitätslaborinitiative hat das österreichische Bundesministerium für Klima-schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) im Rahmen des
Programms Mobilität der Zukunft (MdZ) den Aufbau und Betrieb der Mobilitätslabore initiiert. Mit der 2014 gestarteten Sondierungsphase wurde der Grundstein gelegt und ein umfassender Wissenspool angelegt. In einer zweiten Phase, von 2017 bis 2021, wurde der Aufbau und Betrieb von sechs Mobilitätslaboren gefördert.

Die Laufzeit der Mobilitätslabore in der zweiten Phase endete 2021. Aufbauend auf der 2020 durchgeführten externen Wirkungsprüfung der Mobilitätslabore wurde im Frühjahr 2021 die dritte Phase der Mobilitätslabore ausgeschrieben. Vier urbane Mobilitätslabore und das Center for Mobility Change werden seitdem weitergeführt und -entwickelt. Seit 2018 werden das Centre for Mobility Change und seit 2022 das Policy Lab vom BMK gefördert.

Im Rahmen der Mobilitätslabor-übergreifenden „Kooperations- und Austauschplattform Mobilitätslabore Österreich" (KAMÖ) wird mit Unterstützung der AustriaTech ein Lern- und Austauschprozess realisiert. Durch diesen Prozess werden Synergien zwischen den einzelnen Mobilitätslaboren genutzt und Kompetenzen zu experimentellen Umgebungen im Mobilitätskontext fortlaufend erweitert.

Urban Mobility Labs (Stand Phase 2, 2017 bis 2021)

Das Video wird über Youtube bereitgestellt, dabei wird eine Verbindung zu den Servern von Youtube hergestellt (sh. Datenschutzerklärung).

Kontakt

National Contact Point

Während der Umsetzungsphase der Mobilitätslabore übernimmt die AustriaTech die Rolle der Begleitung diesbezüglicher nationaler und internationaler Aktivitäten und darüber hinaus eines National Contact Point (NCP).

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)

Abteilung III/I4 - Mobilität und Verkehrstechnologien
Magdalena Weichselbraun, BA
Radetzkystraße 2
1030 Wien
E-Mail: magdalena.weichselbraun@bmk.gv.at