Gütermobilität: letzte Meile, KEP & eCommerce
Der zunehmende Online-Handel (eCommerce) hat das Wachstum der KEP-Dienste (Kurier-, Express- und Paketdienste) stark beschleunigt und führt zu einem deutlichen Anstieg des Lieferverkehrs, insbesondere in städtischen Räumen. Damit verbunden sind Herausforderungen wie mehr Verkehrsaufkommen, Lärmbelästigungen, höhere Emissionen und Flächeninanspruchnahmen.
Die „letzte Meile" bezeichnet den finalen Transportweg eines Produkts zum Endkunden bzw. der Endkundin und ist ein aufwendiger und emissionsintensiver Teil der Lieferkette. Innovative Lösungen für diesen Streckenabschnitt umfassen z.B. die Bündelung von Waren in Mikrohubs oder die Zustellung mit emissionsarmen Fahrzeugen wie Lastenrädern und können dazu beitragen, Verkehrsbelastung, CO₂-Ausstoß und Lärm vor allem in urbanen Gebieten deutlich zu reduzieren. Eine wesentliche Rolle an der Schnittstelle von eCommerce und letzter Meile spielen nutzer:innenorientierte Innovationen im Bestellvorgang, die zu einer sozial und ökologisch verträglicheren Zustellung führen können.
Vernetzungs-Workshop: Aktuelle Projekte
Das Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) fördert im Rahmen des Forschungs-, Technologie- und Innovationsschwerpunkts Mobilitätswende Innovationsprojekte zu diesen Themen.
Am 12.05.2025 fand ein Vernetzungsworkshop statt, der neben einem Überblick über aktuelle Projekte auch Gelegenheit zur Diskussion mit Stakeholdern aus Verwaltung und Praxis bot. Den Nachbericht mit den Projektpräsentationen finden Sie hier.
Physical Internet in der Transportlogistik
Das Leitprojekt PhysICAL zeigte anhand von vier Pilotdemonstrationen, wie kooperative Logistik wirtschaftliche Vorteile für die Transportbranche sowie ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen bringt. Ein Digitaler Zwilling des österreichischen Transportnetzes begleitete die vier Piloten, ermöglicht die Bewertung von Maßnahmen und unterstützt eine flexible, synchromodale Transportplanung.
Am 22.05.2025 fand das Abschlussevent des Leitprojekts statt, bei dem neben dem eigens entwickelten Container für Holzlogistik, der für den Transport auf Straße und Schiene geeignet ist, auch ein Video mit den Projektergebnissen präsentiert wurde.
Herbst-Ausschreibung Mobilitätswende 2025/2
Von 22.10.2025 - 25.02.2026 können Projekte zu Systeminnovationen für ein zukunftsfähiges Mobilitätssystem u.a. im Bereich Kooperative Transportlogistik eingereicht werden.
Die Einreichungen sollen systemische Lösungen entwickeln um das Mobilitätssystem klimaneutral, inklusiv und nachhaltig zu gestalten. Eine enge Einbindung von Umsetzungsakteuren und Bedarfsträger:innen ist erwünscht.
Initiativen auf europäischer Ebene
Die Plattform ALICE (Alliance for Logistics Innovation through Collaboration in Europa) verfolgt in mehreren Arbeitsgruppen die Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden, industriegeführten Strategie für Forschung, Innovation und Markteinführung im Bereich Logistik und Lieferkettenmanagement in Europa.
Die Sustainable & Smart Mobility Strategy der EU enthält u.a. die Ziele, Lieferungen zu bündeln, multimodale Logistik voranzutreiben und Lieferketten und Transportprozesse mithilfe digitaler Technologien und missionsarmer Zustellvarianten zu optimieren. Es wird darauf hingewiesen, dass das Wachstum des eCommerce das Konsumverhalten stark verändert hat und erhebliche externe Kosten mit sich bringt. Deshalb sollte nachhaltige urbane Mobilitätsplanung auch den Güterverkehr durch gezielte Logistikpläne einbeziehen.
Pläne für nachhaltige urbane Logistik (Sustainable Urban Logistics Plans, SULPs) sind strategische Rahmenwerke zur Optimierung des Gütertransports in städtischen Gebieten. Diese Pläne spielen eine entscheidende Rolle dabei, Städte resilienter gegen den Klimawandel und die negativen Auswirkungen rascher Urbanisierung zu machen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Logistikdienste effizient und zuverlässig bleiben.
Die Expert:innengruppe für städtische Mobilität der EU hat Empfehlungen zu SULPs erarbeitet, die u.a. EU-weite Standards für Datenerhebung, die Aktualisierung der Leitlinien, Schulungen für lokale Behörden, soziale Nachhaltigkeit und gute Arbeitsbedingungen sowie stärkere Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor und Anreize für nachhaltigen E-Commerce enthalten.
Aktuelle Forschungsprojekte
Daily Daisy
Projektlaufzeit 10.2024-03.2027
Das Projekt zielt auf eine nachhaltige Versorgung mit Waren sowie Dienstleistungen des täglichen Bedarfs im ländlichen Raum ab. Durch die Zusammenarbeit regionaler Akteure und den Einsatz neuer Technologien sollen klimafreundliche Logistikketten, kombinierte Versorgungsangebote (z. B. Lieferboxen, Direktvermarktung, Sharing-Angebote) sowie soziale Teilhabe gestärkt werden. Ein eigens entwickeltes Bewertungsinstrument („Cube") unterstützt dabei, regionsspezifisch passende Lösungen zu identifizieren und Risiken zu minimieren. Fallstudien zeigen die Umsetzbarkeit sowie die verkehrlichen und raumstrukturellen Wirkungen der Konzepte und machen deren Nutzen für Umwelt und Gesellschaft sichtbar.
LAMORE
Projektlaufzeit 11.2024-02.2026
Das Projekt untersucht die Machbarkeit einer digitalen Verteilerplattform für nachhaltige Güterzustellung per Lastenrad in ländlichen Umgebungen rund um mittelgroße Städte. Es analysiert Bedürfnisse lokaler Akteure (Behörden, Verwaltung), geeignete Güter, wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen sowie den Einsatz von KI zur Transport- und Routenoptimierung. Ziel ist es, den Güterverkehr ökologischer zu gestalten, fossile Abhängigkeiten zu reduzieren und die Lebensqualität durch vernetzte, nachhaltige Lieferdienste zu verbessern.
FAMOUS
Projektlaufzeit 09.2023-08.2026
Im Projekt GÜMORE wurde ein europaweites Güterverkehrsmodell mit einem regionalen Modell für Ostösterreich kombiniert. Darauf aufbauend nutzt das Folgeprojekt FAMOUS dieses Modell zusammen mit einem feinräumigen Stadtmodell und einem Personenverkehrsmodell, um Zufahrtsmanagement und andere städtische Fragestellungen in Wien und Wiener Neustadt zu untersuchen. Expert:innen definieren Maßnahmenbündel, deren Wirkung auf Verkehrsfluss, Emissionen und Energieverbrauch mit den Modellen berechnet und bewertet wird.
Das Projekt fördert evidenzbasierte Entscheidungen für Städte, ermöglicht die praktische Anwendung neuer Modelle und bereitet deren langfristigen Einsatz vor. So können städtische Güterverkehre gezielter gesteuert, Umweltbelastungen reduziert werden.
Öffi-Packerl
Projektlaufzeit 06.2022-09.2025
Das Projekt Öffi-Packerl nutzt die Kapazitäten und Ressourcen im öffentlichen Verkehr für die Paketzustellung, indem Fahrgäste als Transporteure eingebunden werden (Crowdsourcing Delivery). Ziel von Öffi-Packerl ist die Entwicklung einer Plattform, die Pakettransporte durch Fahrgäste im öffentlichen Verkehr digital koordiniert. Autarke Paketstationen an Haltestellen dienen dabei als Zwischenlager. Damit sollen, Emissionen, Transportkosten und Straßenbelastung gesenkt und gleichzeitig der Lieferservicegrad erhöht werden.
Physical
Projektlaufzeit 06.2020-05.2025
Das Leitprojekt PhysICAL zeigt anhand von vier Pilotdemonstrationen, wie kooperative Logistik wirtschaftliche Vorteile für die Transportbranche sowie ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen bringt. Ein Digitaler Zwilling des österreichischen Transportnetzes begleitet die vier Piloten, ermöglicht die Bewertung von Maßnahmen und unterstützt eine flexible, synchromodale Transportplanung.
Physical Pilot eCommerce
Der Pilot zeigt, wie kleine und mittlere Unternehmen durch gemeinsame Auftragsabwicklung effizient Zugang zu globalen Märkten erhalten und gleichzeitig lokale Wertschöpfung in der Logistik gefördert wird.
Physical Pilot letzte KEP-Meile
Der Pilot verdeutlicht, wie Zustellungen und Abholungen auf der letzten Meile effizient und gemeinsam organisiert werden können. Gleichzeitig zeigt er, wie Digitalisierung nachhaltige Lösungen in der Logistik vorantreibt.
BündelHeinz
Projektlaufzeit 04.2022-03.2025
Das Projekt BündelHeinz entwickelt einen neuen, koordinierenden Service zwischen Kund:innen, Online-Händler:innen und Logistikdienstleistern und fasst die Lieferaufträge vieler Shops zentral zusammen. Dadurch werden Transportaufkommen und Emissionen reduziert, faire Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Zustelloptionen (z. B. Lastenräder) gefördert sowie der Koordinationsaufwand für die Logistik bei Online-Shops minimiert. Über ein Web-Widget motiviert BündelHeinz zudem zu einer nachhaltigen Auswahl bei den Lieferoptionen.
Green eCommerce
Projektlaufzeit 06.2022-05.2024
Das Projekt Green eCommerce entwickelt und testet maßgeschneiderte Add-ons für Online-Shops, welche auf verhaltens-, technologie- und logistikbezogenen Interventionen basieren. Mittels Gamification, persuasivem Design und KI-Tools sollen Kund:innen zu nachhaltigen Entscheidungen wie Sammelbestellungen oder umweltschonenden Lieferoptionen motiviert werden. In Zusammenarbeit mit Praxispartnern wird der Ansatz im Realbetrieb erprobt und durch die Einbindung einer innovativen Logistikdienstleistung „Green to home" ganzheitlich analysierbar. Ziel ist es, wirksame Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung, verlagerung und -optimierung im Onlinehandel zu identifizieren.